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Philosophie - Projekte

Rede zum Volkstrauertag 2022

Am 13. November 2022 haben wieder Schülerinnen und Schüler des HAG an der Gedenkveranstaltung zum Volkstrauertag in Barsinghausen teilgenommen. Die Philosophiekurse PL123 und PL223 haben sich zu diesem Tag Gedanken gemacht, eine Rede verfasst und Beiträge für das Schulradio gestaltet. Die Rede können Sie hier im Wortlaut nachlesen. Eine Audioversion finden Sie auf den Seiten des Spalterradios unter www.han-nah.de/radio.

 

Sehr geehrte Mitbürger und Mitbürgerinnen,
wir freuen uns, dass Sie unsere Gedanken, die Gedanken junger Menschen zum heutigen Volkstrauertag hören möchten, um mit uns der Opfer von Krieg und Gewalt aller Nationen zu gedenken und sie in Erinnerung zu bewahren.
Die Idee des „Volkstrauertages“ findet ihren Ursprung in der Weimarer Republik zum Gedenken an die Gefallenen des Ersten Weltkrieges. 1934 wurde der Volkstrauertag durch ein Gesetz in einen Heldengedenktag umgewandelt und heroisierte so eher den Soldatentod zu Propagandazwecken. Auch während des Zweiten Weltkrieges versuchte die NS-Führung die Opferbereitschaft dadurch zu stärken und missbrauchte die Toten als Ansporn und Vorbild der Kämpfenden.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde erneut ein Tag gefordert, um der Gefallenen und ihres Leids zu gedenken. 1950 wurde die erste Feier des Volksbundes zum Volkstrauertag abgehalten. Sie knüpfte dabei wieder an die Tradition der Weimarer Republik an.
Seit 1952 ist der Volkstrauertag in der Bundesrepublik Deutschland ein Feiertag. Dieser wird – wie auch heute – am zweiten Sonntag vor dem ersten Advent begangen. Wir erinnern jedes Jahr mit einer stillen Feierstunde im Bundestag, mit Gottesdiensten und Kranzniederlegungen an Gedenkstätten an die Opfer von Krieg, Gewaltherrschaft und Terrorismus. Dies ist keine Verherrlichung des Krieges und keine Heroisierung der Soldaten, vielmehr soll die Trauer über die Toten aller Kriege ausgedrückt werden und der Tag als Mahnung zur Versöhnung, Verständigung und zum Frieden fungieren.
Besonders heute am Volkstrauertag dürfen wir jedoch nicht vergessen, wie verbreitet die Ideologie des Heldengedenktages immer noch ist. Nationalsozialisten missbrauchen diesen Tag nach wie vor als Tag, um der Gefallenen des Zweiten Weltkrieges zu gedenken. Fälschlicherweise stellen sie die gefallenen Soldaten als Helden dar und feiern diese regelrecht.
Unter den Gräbern, die von dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge betreut werden, sind auch solche von SS-Mitgliedern oder KZ-Kommandanten. Dementsprechend gedenkt der Volkstrauertag zwangsläufig auch Kriegsverbrecher. Aus diesem Grund gilt es zu überdenken, ob genug Distanz zum „Heldengedenktag“ gewahrt wird.
Für uns steht im Vordergrund, am Volkstrauertag vor allem der Menschen zu gedenken, die aktuell ihr Leben durch Krieg und Gewalt verlieren. Wir wollen keiner Helden oder ausschließlich der Toten gedenken, sondern aller, die Leid erfahren mussten und es immer noch müssen.
Der Ukraine-Krieg ist uns aktuell sehr nah; allein wegen der geografischen Nähe und der Tatsache, dass Deutschland die Ukraine finanziell und militärisch unterstützt. Daneben sollten wir die anderen Kriege weltweit jedoch nicht unbeachtet lassen.
Es gibt gerade in genau dieser Sekunde 28 Kriege und bewaffnete Konflikte auf der Welt. Genau in dieser Sekunde, in der wir hier in Frieden und Freiheit versammelt sind. Ein Frieden und eine Freiheit, welche alles andere als selbstverständlich sind. Natürlich bekommen wir etwas davon mit, durch Nachrichten oder auch steigende Preise, aber unser Leben ist nicht in Gefahr.
Wir finden es daher sehr wichtig, den Volkstrauertag weiterhin wahrzunehmen, denn er ruft uns in Erinnerung, wie viele Menschen täglich ihr Leben verlieren, weil in ihrem Land Krieg herrscht.
Bei dem heutigen Gedenken möchten wir also nicht nur auf die Vergangenheit zurückschauen, sondern auch in die Zukunft und die Gegenwart. Noch immer herrschen Terror, Hass, Angst und Gewalt auf dieser Welt. Täglich müssen Menschen ihre Heimat und ihre Familien verlassen und brechen in das Ungewisse auf ohne jegliche Sicherheit. Täglich sterben unzählige Menschen. Dass wir jährlich mehr Menschen am Volkstrauertag zu gedenken haben, sollte uns zu denken geben.
Der heutige Tag stellt eine Mahnung aus der Vergangenheit dar, aus der wir Schlüsse für die Gegenwart und die Zukunft ziehen können. Wir können die Vergangenheit nicht mehr ändern, doch wir können dafür sorgen, dass sich geschehene Fehler nicht wiederholen. Aus diesem Grund sind die Erinnerungen an Gewalttaten und das Nachdenken über das eigene Handeln so wichtig für die gesamte Gesellschaft. So liegt es nun in unserer Verantwortung, dass kein Schlussstrich unter die Thematisierung von Gewalttaten gezogen werden darf, denn es ist die Aufgabe unserer Gesellschaft, dafür zu sorgen, dass die Geschichte sich nicht wiederholt.
Lassen Sie uns diesen Gedenktag nutzen, um all der Gefallenen zweier Weltkriege und der unzähligen Menschen, die auch heute noch durch Krieg aus ihren Leben gerissen werden und nicht zu füllende Lücken hinterlassen, zu gedenken. Lassen Sie uns aller Opfer von Krieg, Hass, Vertreibung, Gewalt und Terror gedenken. Lassen Sie uns diesen Tag als einen Tag der Verständigung nutzen und gemeinsam ein erneutes Zeichen setzen und für eine friedvolle Zukunft aus der Vergangenheit lernen, Gewalt nicht zu tolerieren oder uns von Vorurteilen leiten zu lassen.
Auch abseits dieses Gedenktages sollte ein Bewusstsein darüber herrschen, dass es sehr viel Krieg auf dieser Welt gibt und wir uns in unserer Situation glücklich schätzen können. Dies dürfen wir nicht vergessen und wir müssen uns weiterhin bewusst darüber sein, was gewalttätige Konflikte auf der einen Seite anrichten und was auf der anderen Seite Frieden bewirken kann. Der Volkstrauertag stellt jedem die Gelegenheit, sich wachsam damit auseinanderzusetzen, und Radikalismus, Unterdrückung sowie Terror kein Fundament zu bieten und sich eigene Gedanken zu machen, die ebenso wichtig sind, wie die Thematisierung in der Öffentlichkeit.
In diesem Sinne möchten wir Sie nun bitten eine gemeinsame Schweigeminute in Gedenken an die Opfer der Kriege und Gewalttaten aller Welt einzulegen.

- Schweigeminute -

Vielen Dank.

 

 

Die Beiträge zum Volkstrauertag waren am 13.11.2022 auch im Spalterradio zu hören.

Redaktion Rede: PL223 unter der Leitung von A. Pleschka
Vortrag:
Hanna Täger, Malte Zissel
Redaktion Radio: PL123 unter der Leitung von S. Sell
SprecherInnen: Johannes Leko, Alicia Bergmann, Lilly Jäck, Finn Berlin, Antonia Seher, Celina Zapfe sowie Hanna Täger und Malte Zissel
Technik: Lina Schlüsche, S. Sell